Freitag, 28. Januar 2011

[OPAW] ... One Poem A Week ...

Guten Morgen meine Lieben!!!

Aus aktuellem Anlass bin ich auf die glorreiche Idee gekommen, Euch jede Woche ein Gedicht vorzustellen. Warum?

Zunächst einmal hat Lyrik in meiner Familie Tradition. Mein Opa war ein Liebhaber schöner Gedichte, meine Mutter erzählte mir abends statt Märchen ebenfalls Gedichte und auch ich blieb nicht verschont und musste diese bereits mit drei Jahren auswendig lernen. Damals brachte es mich dazu die Bücher zu zerreissen...aber inzwischen bin auch ich ein großer Lyrik Fan :)

Der zweite Grund ist ganz einfach der, dass Lyrik immer mehr an Wert verliert. Jeder meint selbst Gedichte schreiben zu können, wenn er oder sie zwei Reime hervorzubringen vermag. Aber kann man das wirklich als Lyrik bezeichnen?! Heißt es, wir dürfen die großen Dichter abwerten, nur weil heutzutage jeder reimen kann?
Nein, und das möchte ich hier beweisen. Denn ein gutes Gedicht muss sich nicht reimen, ein gutes Gedicht muss nicht einmal etwas erzählen. Es muss lediglich tief sitzende Gefühle in uns wecken - und das ist die Kunst!

Aus aktuellem Anlass möchte ich Euch heute gleich zwei Gedichte vorstellen. Beide habe ich durch meine Lektüre von "Cassia & Ky - die Auswahl" entdeckt. Die beiden Jugendlichen leben in einer Zukunft, in der alles Unnütze verbannt worden ist. Die Kunst und Kultur auf 100 Stücke reduziert worden ist. "Die Gesellschaft" wählte einst die 100 schönsten Gedichte, die 100 schönste Gemälde und so weiter. Doch unverhofft erbt Cassia von seinem Großvater 2 weitere Gedichte....

das erste kommt in deutscher Übersetzung im Buch vor, leider nur in gekürzter Form, deswegen hier die volle Länge:

Geh nicht gelassen in die gute Nacht,
brenn, Alter, rase, wenn die Dämmerung lauert.
Im Sterbelicht sei doppelt zornentfacht.

Weil kein Funken je ihr Wort erbracht,
Weise - gewiß, daß Dunkel rechtens dauert-,
gehn nicht gelassen in die gute Nacht.

Wer seines schwachen Tuns rühmt künftige Pracht
im Sinken, hätt nur grünes Blühn gedauert,
im Sterbelicht ist doppelt zornentfacht.

Wer jagt und preist der fliehenden Sonne Macht
und lernt zu spät, daß er sie nur betrauert,
geht nicht gelassen in die gute Nacht.

Wer todesnah erkennt im blinden Schacht,
daß Auge blind noch blitzt und froh erschauen,
im Sterbelicht ist doppelt zornentfacht.

Und du mein Vater dort auf der Todeswacht,
fluchsegne mich, von Tränenwut vermauert.
Geh nicht gelassen in die gute Nacht.
Im Sterbelicht sei doppelt zornentfacht. 

Dylan Thomas 1914 - 1953
Übersetzung: Erich Fried

Und hier das zweite Gedicht. Dieses habe ich in Originalsprache übernommen, denn nur so wirkt es auf einen. Auch finde ich keine schöne Übersetzung dazu...( ich vertraue halt nur Erich Fried ;) Wer aber etwas genauer wissen will, darf mich gerne fragen...


Crossing the Bar

Sunset and evening star,
And one clear call for me!
And may there be no moaning of the bar,
When I put out to sea,

But such a tide as moving seems asleep,
Too full for sound and foam,
When that which drew from out the boundless deep
Turns again home.

Twilight and evening bell,
And after that the dark!
And may there be no sadness of farewell,
When I embark;

For tho' from out our bourne of Time and Place
The flood may bear me far,
I hope to see my Pilot face to face
When I have crost the bar.

Alfred Lord Tennyson 1809 - 1892 

1 Kommentare:

Danke für die beiden Gedichte. Ich habe das Buch noch nicht ganz fertig, aber es passt ganz ausgezeichnet zu meinem Vorsatz der letzten Wochen: etwas auswendig lernen oder auffrischen, was ich mal auswendig wusste («Kubla Khan» zum Beispiel). Es dürften auch hundert Gedichte sein oder ein ganzer Roman, wie in Ray Bradburys «Fahrenheit 451».
Wie sagt doch Gertrude Stein so schön: «... the pleasure of a literature is having it all inside you. It is the one thing that one can have all inside one».

Herzliche Grüße, Magor

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