Mittwoch, 27. Oktober 2010

[INTERVIEW] mit Peter Prange


Nachdem ich das Hörbuch "Himmelsdiebe" zu Ende gehört hatte und doch ein wenig ratlos zurückblieb, habe ich mich direkt an den Autor Peter Prange gewendet. Nach einem regen Austausch ist mir das Verhalten der Protagonistin Laura ein wenig verständlicher geworden und nebenbei ist auch ein "Online - Interview" zu Stande gekommen.
Hier nun die Fragen von dyabollo und die Antworten von Peter Prange:

1. Wann haben Sie zum ersten Mal daran gedacht ein Buch zu schreiben? Wie haben Sie begonnen? War ihr erstes Buch / Geschichte schon "drucktauglich"?

Während meiner Studien- und Promotionszeit habe ich Dutzende von Büchern
übersetzt - aus allen Sprachen, die ich nicht beherrschte. Obwohl mein
damaliger Lektor und heutiger Agent Roman Hocke mich drängte, doch mal was
Eigenes zu schreiben, blieb ich lange standhaft. Was hatte ich der Welt
schon mitzuteilen? Doch dann kam der 19. August 1989, mit den Bildern von
den DDR-Bürgern, die in Ungarn durch einen einfachen Zaun, dem letzten Rest
des Eisernen Vorhangs, in den Westen, in die Freiheit drangen. Als ich diese
Bilder sah, war´s um mich geschehen. Ich wollte die Geschichte einer Familie
schreiben, die mit der Geschichte des geteilten Deutschlands verknüpft war,
vom Zusammenbruch bis zur Wiedervereinigung. Die Idee des
"Bernstein-Amuletts" war geboren. Doch es dauerte noch zehn Jahre, bis das
Buch geschrieben und publiziert war.

2. Haben Sie Ihre Romane selbst an einen Verlag geschickt oder hat Ihnen jemand dazu geraten? Und waren Sie auch gleich erfolgreich?

Ich hatte das Glück, dass genau zu dem Zeitpunkt, als ich anfing, "Das
Bernstein-Amulett" zu schreiben, mein Freund Roman Hocke sich als Agent
selbstständig machte. Ich war sein erster Mandant, und mein Roman das erste
Projekt, das er an einen Verlag vermitteln konnte. Doch auch nach der
Publikation ließ der Erfolg noch eine Weile auf sich warten. Er kam dann vor
allem durch die Verfilmung des Stoffes als Zweiteiler für die ARD.

3. Wie lange "reifte" die Idee zu "Himmelsdiebe" in Ihrem Kopf? Und was war der erste Impuls, der Sie überhaupt dazu gebracht hatte genau diesen Roman zu schreiben?

Mit den "Himmelsdieben" bin ich ungefähr fünf Jahre schwanger gegangen.
Auch hier war es wieder so ein ganz bestimmter Augenblick, in dem plötzlich
alles da war: Eine Frau und ein Mann begegnen sich am Vorabend des Zweiten
Weltkriegs und entbrennen in einer Amour fou füreinander. Doch die ganze
Welt ist gegen sie: die Freunde, die Familien, die Gesellschaft. Also
verschwinden sie in den hintersten Winkel von Europa, um sich fernab der
Wirklichkeit ein eigenes Paradies zu schaffen, ein Paradies der Imagination,
bestehend aus ihrer Lieber und ihrer Kunst. Doch dann schlägt die Realität
zurück, der Krieg bricht aus und reißt die beiden auseinander. Wird ihre
Kunst, wird ihre Liebe angesichts der Barbarei bestehen?

4. War zuerst da, eine bestimmte Person oder eine bestimmte Szene ? Und: Schreiben Sie einen Roman Kapitel für Kapitel d.h. Sie beginnen bei Seite 1 und enden mit dem Epilog ? Oder je nach Eingebung auch mal mitten im Buch?

Die Geschichte stand mir von Anfang an so klar und deutlich vor
Augen, als hätte ich sie selbst erlebt. Ich brauchte sie eigentlich gar
nicht wirklich zu "erfinden", es war eher wie ein Erinnern. Also habe ich
einfach vorne angefangen und dann Episode für Episode, Kapitel für Kapitel
so erzählt, wie die Geschichte in meinem Innern irgendwann schon einmal
durchlebt hatte.

5. Gibt es Momente in denen Sie an sich zweifeln? Oder an Ihren Ideen oder der Umsätzung? Was machen Sie in solchen Augenblicken? Und was tun Sie gegen Schreibblockaden?

Bei den "Himmelsdieben" bin ich keine Sekunde ins Stocken geraten.
Trotzdem kenne ich natürlich Schreibblockaden. Das ist die Höchststrafe für
einen Autor. Tage und Nächte voller Selbstzweifel, nichts scheint mehr zu
gehen. Das Schlimmste, was man in solchen Fällen tun kann, ist, sich an den
Schreibtisch zu klammern, um sich die fehlenden Ideen selber abzutrotzen.
Ideen aber lassen sich nicht herbeikommandieren. Sie kommen, wann sie wollen
- wir haben nur wenig Einfluss daraus. Darum ist es besser, in solchen
Situationen loszulassen, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Dabei
arbeitet das Unterbewusstsein ja weiter, auch wenn wir selber es gar nicht
merken. Und plötzlich, wenn man am wenigsten damit rechnet, stellt sich der
Geistesblitz ein.

6. Und frei nach dem Motto "alle guten Dinge sind 3 x 2" eine letzte Frage zu Ihrem neuesten Werk. Sie haben berichtet, dass Sie gerade an einem neuen Roman arbeiten. Wird es wieder ein historischer Roman? Wollen Sie schon etwas verraten? Schauplatz? Handlung ? ...

Ja, ich arbeite bereits an einem neuen Roman. Und der führt uns fast
tausend Jahre zurück in die Geschichte. Über das Thema möchte ich noch
nichts verraten, nur soviel: Die Reise geht wie bei der "Principessa" nach
Rom.

Und hier nochmal mein Dankeschön an Peter Prange, der sich die Zeit genommen hat diese Fragen so ausführlich zu beantworten!!

1 Kommentare:

Tolles Interview! Die Fragen sind gut ausgewählt, aber in Zukunft würde ich mehr Fragen stellen...

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