Mittwoch, 5. Oktober 2011

[BUCH / TIPP] ... jeden Tag, jede Stunde ...


                         Inhalt                        

Als Dora und Luka sich zum ersten Mal begegnen fällt Luka in Ohnmacht. Dora ist die erste, die ihn erreicht und dem noch unbekannten Jungen einen Kuss auf die Lippen presst, während sie ihn „mein Prinz“ ins Ohr haucht.   

Mit 9 Jahren zieht Dora mit ihren Eltern nach Paris und Luka bleibt in Kroatien zurück. 

Erst 16 Jahre später begegenen sich die beiden zufällig wieder und Luka fällt erneut in Ohnmacht. Doch als Dora ihren Prinzen dieses Mal wach küsst möchte sie ihn nie mehr gehen lassen. Und er bleibt tatsächlich – zumindest hat er es vor. Doch nach Monaten in Paris muss Luka kurz in die Heimat um ein paar Sachen zu erledigen – schon bald will er wieder zurück sein. Dora wartet und wartet aber er kommt nicht, er ruft noch nicht einmal an....

<< Leseprobe >> 

                          Meine Meinung                

Der Roman von Natasa Dragnic hat mich nicht „berührt“ wie man das so schön sagt, sondern gepackt und nicht mehr losgelassen. Es sind schon Tage vergangen und ich kann noch immer nicht aufhören an das Buch zu denken. Die Gefühle, die in mir aufsteigen, kann ich gar nicht zu Papier bringen. Ich emfpinde Trauer, Mitleid in einem Ausmaß, das ein fiktives Buch gar nicht verdient hätte.  „Warum tut sie ihnen das an?“ würde ich die Autorin gerne fragen, und tue es sogar (Die Anwort wird es in wenigen Tagen geben ;) 

Ich fasse es selbst nicht. Diese Zeilen schreibe ich, nachdem ich zu Beginn noch Schwierigkeiten hatte in den Roman hineinzukommen. Ein wenig kitschig fand ich ihn sogar, unglaubwürdig – zumindest die ersten 50 Seiten. Fast 3 Wochen habe ich zum Lesen gebraucht und nun will ich dieses Buch nicht mehr hergeben! Es ist für mich die Entdeckung des Jahres! 

Warum? 

Weil es eine wundervolle und einzigartige Liebesgeschichte erzählt. Dora und Luka lieben sich und wollen nichts weiter als diese Liebe auskosten. Das Leben, das beide führen, scheint nur nebenher zu laufen und das obwohl sie gleichermaßen Erfolge feiern. Dora als Schauspielerin und Luka als Maler.  Doch nichts macht sie glücklicher als die Zeit zu zweit. Und dann kommt das Leben und reisst sie andauernd auseiander. 

Nachdem sich die beiden nach 16 Jahren treffen und kurze Zeit später wieder verlieren, reist Dora nach Kroatien um vor eine ziemlich harte Tatsache gestellt zu werden. Doch sie gibt Luka nicht auf, diesmal bleibt sie bei ihm, in der Hoffnung er würde den Mut fassen und sein altes Leben hinter sich lassen. Doch Luka hat Verantwortung zu übernehmen und Dora muss einsehen, dass es so nicht weitergehen kann. Wieder kommt es zu einem Verlust. Wieder geht Dora und kommt nach einigen Jahren zurück. Und all die Zeit, in der sie unerbittlich um Luka kämpft und ihn von den Lasten zu befreien versucht, wagt er keinen einzigen Schritt nach vorne.  Stattdessen tut er alles mögliche um sich selbst zu zerstören, um sich zu betrafen. 

Und den Höhepunkt dieser Geschichte stellt das Ende dar. Ich möchte es nicht genau verraten, und werde auch hier nur wage Andeutungen machen. Trotzdem möchte ich jedem die Chance geben es selbst zu erfahren. Daher, wer das Buch bereits kennt, oder sich nicht vor meinen Worten scheut, kann jetzt gerne den folgenden Abschnitt markieren und damit das Unsichtbare sichtbar machen: 

Und da stehen sie vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Während Luka – inzwischen ca. 50 Jahre alt –  eine Entdeckung macht, die ihn endlich von allen Lasten befreit und nun auch bereit wäre das Leben so zu gestalten wie er es gerne schon lange getan hätte, ist es Dora, die nach all den Jahren des Wartens, ein Neues Leben begonnen hat.

Noramerweise ist es nicht meine Art, in der "Meinung" noch einmal die Geschichte aufzunehmen und durchzukauen aber um zu verstehen, was an diesem Buch so gut ist, blieb mir nichts anderes übrig. Luka ist ein eigenartiger Mann. Oder ist es nicht Luka? Liegt es vielleicht an der Kultur die so anders ist als unsere? Ich konnte Lukas´ Taten nicht immer nachvollziehen, aber je mehr ich an die ältere Generation dachte, an meine Omas und Opas, desto verständlicher erschienen mir Lukas Etnscheidungen. Immer wieder dachte ich heimlich "Du Idiot! Warum tust du das?" Und immer wieder habe ich mich gefragt ob meine Großeltern auch so gehandelt hätten. Und ja, jetzt bin ich davon überzeugt, dass Lukas´ Handlungen ganz alleine von seinem Umfeld bestimmt werden, was wiederum zeigt, dass es in dem Roman nicht nur um Liebe geht, sondern auch um die ganzen Umwelteinflüsse, die uns zu den Menschen machen, die wir sind. Und das wir unsere Entscheidungen demnach niemals wirklich frei treffen...

Die Autorin schafft es nebenbei auch Mann und Frau so darzustellen wie sie sind. Luka - typisch Mann - leidet auf seine stille und einsame Art, trifft Entscheidungen ohne mit anderen darüber zu reden und setzt alles daran sich selbst zu vernichten . Und dann kommt Dora, die mit allen Mitteln um Luka kämpft, sich laut für diese Liebe ausspricht und bereit ist ihre Krallen auszufahren um für die beiden zu kämpfen. Und erst als sie merkt, dass sie alleine auf dem Schlachtfeld steht,  fasst sie einen Plan um doch noch einen Teil dieser Liebe zu retten. 

Nein, es gibt nichts an den Protagonisten auszusetzen, sie sind durch und durch real. Alles an diesem Roman ist stimmig, nichts erscheint konstruiert oder kitschig - obwohl ich das zu Beginn wirklich gedacht habe. 

                                   Fazit                                  

Ist es wirklich „nur“ Fiktion? Mir kommt es vor, als könnte kein Mensch so etwas ausgedacht haben, so ehrlich und nachvollziehbar sind die Gefühle, so tragisch, so berührend. Dora und Luka sind mir ans Herz gewachsen als hätte ich sie persönlich kennengelernt, als müsste auch ich ihr Schicksal teilen. Wer dieses Buch liest, läuft Gefahr nie mehr losgelassen zu werden.
 5 Sterne!!! 

 

Titel: Jeden Tag, jede Stunde
Autor: Natasa Dragnic
Verlag: DVA
Seiten: 288
ISBN
: 978-3421045164
Preis: [D]  gebunden, mit Schutzumschlag: 19,99 € 









3 Kommentare:

Ich freue mich für Dich, weil Du so begeistert von dem Buch bist! Mir hat es gefallen, aber mir hat irgendwas gefehlt ... jedenfalls fand ich es realistisch und von daher auch traurig, weil ich Luca so gerne einen A...tritt gegeben hätte.
"Du Idiot! Warum tust du das?" Ja, auch ich habe mich das gefragt!
"Und immer wieder habe ich mich gefragt ob meine Großeltern auch so gehandelt hätten."
Auf den Gedanken kam ich jedoch nicht ... aber so abwegig ist die Idee nicht.
Jedenfalls eine tolle Rezi!

LG, Svenja

Hallo Svenja,
ich fand das Buch zu Beginn arg ktischig ;) aber bei mir ist es oft das Ende, das über das Buch entscheidet und in diesem Fall hat es mich überzeugt.

Luka hat mich echt genervt bis ich wirklich zu dem Schluss kam, dass wir von Menschen nicht immer das erwarten können, was uns selbst ähnlich sehen würde. Und da kam ich auf die ältere Generation. War da nicht die Verantwortungen, die den höheren Stellenwert im Leben hatte als alles andere? Ich weiß von meinen Großeltern, dass sie ein Leben lang ihre Wünsche zurückgesteckt haben nur um den Kindern alles zu ermöglichen. Und so gab es auch damals mehr als genug Ehen die nur der Kinder wegen zusammen blieben...in vielen Ländern ist es immer noch so üblich, was zwar sehr traurig ist, weil es den Kindern sicher auch nicht gut tun, ihre Eltern unglücklich zu sehen...aber ja, das gibt es noch...

Hi Viktoria,
was für eine zauberhafte Rezension. Ich mag Bücher besonders dann, wenn sie echt wirken. Ganz gleich um welches Genre es sich dabei handelt. Es ist definitiv so, dass du mir nicht nur den Mund wässrig gemacht hast. Ich muss "Jeden Tag, jede Stunde" am besten sofort haben.

Viele liebe Grüße,
Tanja

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