Dystopien sprießen gerade wie Pilze aus dem Boden. Und so scheint auch das Buch 'Die Bestimmung' von heute auf morgen alle Buchhandlungen und Blogs überwuchert zu haben. Das Cover hat mich zunächst einmal nicht überzeugen können, zu sehr hat es mich an das Originalcover von "Catching Fire", den zweiten Teil der Tribute von Panem erinnert. Und ich bin eben kein Mensch, der gerne Kopien liest, auch wenn mir das Originalbuch sehr gefallen hat.
Ein kurzer Blick auf den Klappentext genügte dann doch um mich davon zu überzeugen, dass es doch kein vergleichbares Buch auf dem Markt gibt. Es lesen wollte ich da aber auch noch nicht. Erst als ich las, dass die Autorin Veronica Roth, das Buch im Alter von 20 Jahren geschrieben haben soll, wurde ich doch hellhörig. Ich lese gerne Bücher von Jungautoren - aber das ist eine andere Geschichte...
Inhalt
Beatrice wird in eine 'Altruan' Familie hineingeboren. Altruan ist die Fraktion der Selbstlosen in der düsteren Zukunft des Mädchens. Denn vor Generationen sollen die Gelehrten der Menschen zu der Überzeugung gelangt sein, dass weder politische Lehren, noch religiöse Überzeugungen oder Rasse und Nationalität für Kriege in der Welt verantwortlich sind sondern der grundsätzliche Widerstand gegen das Böse (S. 45-46) Deshalb teilten sie sich in Fraktionen, die danach strebten, diesen Makel auszulöschen.
Diejenigen, die der Aggression die Schuld gaben, gründeten 'Amite', die Fraktion der Freundschaft und Friedfertigkeit. Jene, die die Unwissenheit dafür verantwortlich machten, gründeten 'Ken', die Fraktion der Gelehrten. Diejenigen, die der Doppelzüngigkeit die Schuld gaben, gründeten 'Candor', die Fraktion der Freimütigen. Diejenigen, die den Egoismus dafür verantwortlich machten, bildeten 'Altruan', die Fraktion der Selbstlosen. Und jene, die der Feigheit die Schuld gaben, wurden 'Ferox', die Furchtlosen.
Mit 16 Jahren dürfen die Jugendlichen zu der so genannten Bestimmung, einer Art Simulation, die einem Jugendlichen aufzeigen soll zu welcher Fraktion er tatsächlich gehört. Hinterher dürfen sie sich, in einer feierlichen Zeremonie, einer der Fraktionen anschließen. Doch bei Beatrice läuft etwas schief. Die Simulation liefert kein eindeutiges Ergebnis. Beatrice ist eine Unbestimmte und das ist gefährlich. Tori, die Leiterin der Simulation, warnt Beatrice davor, mit anderen über ihr Ergebnis zu reden. Und nun steht das 16- jährige Mädchen alleine vor der Entscheidung, die ihr ganzes Leben verändern kann...
Kritik
Das, was ich als Inhalt wiedergegeben habe, spielt sich auf gerade mal 55 Seiten ab. Wer also nicht zu viel vom Buch erfahren möchte, sollte hier vielleicht nicht weiter lesen, obwohl ich mich ja weiterhin davor hüten werde, zu viel zu verraten. Trotzdem kann man schlecht über dieses Buch schreiben ohne weiter vorzugreifen...
Dass Beatrice eine Unbestimmte ist, zeigt schon mal deutlich, dass nicht jeder Mensch einer einzigen Fraktion zugeteilt werden kann. Klingt für uns logisch und vernünftig, scheint aber in der Welt von 'Tris' ein echtes Problem zu sein. Und da sie mit niemanden über ihr Ergebnis reden kann ist Beatrice mit ihrer Entscheidung ganz alleine. Wird sie sich für die richtige Fraktion entscheiden?
Mit großen Zweifeln wechselt sie ihre Fraktion, nur um dann zu erfahren, dass nur die Besten bei den 'Ferox' bleiben dürfen. Der Rest wird fraktionslos, was schlimmer ist als tot zu sein. Von nun an muss Tris ihr Besten geben, doch auch das ist leichter gesagt als getan. Zu gut zu sein weckt nicht nur den Neid der Mitstreiter sondern auch das Interesse der Fraktionsführer. Hier beginnt die brutale Geschichte, die sicherlich nicht für zu junges Lesepublikum gedacht ist, denn die Kämpfe und der Neid der Mitstreiter sind oft dermaßen gewalttätig, dass es nicht für zartbesaitete Seelchen gedacht ist. Später kommen noch die Machtkämpfe zwischen den Fraktionen hinzu, die Geschichte gewinnt immer mehr an Fahrt und auch an Erzählsträngen. Dadurch wird der Roman umfangreicher und interessanter - vor allem für das ältere Lesepublikum.
Die Hauptfiguren, sind sehr plastisch gezeichnet was man leider nur selten von den Schauplätzen sagen kann. Manche Schauplätze konnte ich mir einigermaßen gut vorstellen, für andere fehlte mir jedoch völlig die Fantasie, denn die Autorin gibt manchmal überhaupt keine Ahnhaltspunkte. Auch das Ende war mir einerseits zu berechenbar, andererseits auch viel zu krass. Veronica Roth löscht Charaktere schonungslos aus - was ich normalerweise gar nicht übel finde - in diesem Fall tut es mir um die Toten jedoch leicht, denn sie hätten doch genug Potential gehabt und viel zu erzählen...Doch ich will es nicht als Kritikpunkt stehen lassen. Womöglich schafft es Veronica Roth, die Geschichte der Toten doch noch in die nächsten Bände aufzunehmen. Dazu müssen sie ja nicht unbedingt am Leben sein ;)
Alles in allem fand ich das Buch spannend und lesenswert, doch leider kann ich nicht die volle Punktzahl vergeben und zwar aus einem einzigen Grund: Das Buch hat mich nicht so sehr bewegt, dass ich unbedingt weiter lesen möchte. Die Autorin schafft es nicht, den Roman so zu beenden, dass Interesse an einem zweiten Teil geweckt wird - zumindest nicht bei mir.
Handlung 4/5
Charaktere 4/5
Lesespaß 5/5
Sprache 5/5
Preis/Leistung 4/5
4,4 Sterne!!!